Ein persönliches Beispiel für Paradoxe Intervention
Ich bin stolzer Papa zweier wundervoller Kinder, Emma (9 J.) und Constantin (6 J.). Unsere Beziehung ist geprägt von den üblichen Machtdemonstrationen und Abgrenzungsrangeleien, die wohl die meisten Eltern mit Kindern in diesem Alter kennen. Die aktuellen Highlights sind:
- Zähneputzen morgens / abends
- Zimmer aufräumen
- Hausaufgaben machen
Paradoxe Intervention in der Kindererziehung – meint er das wirklich ernst? Ein persönliches Fallbeispiel:
Constantin hatte beim Zähneputzen wieder angefangen zu schreien. Die Situation schaukelte sich mehr und mehr auf und Constantin ließ sich nicht mehr beruhigen. Heute hatte ich mir fest vorgenommen eine Eskalation zu vermeiden und eine Methode des Systemischen Coachings anzuwenden: Kommentarlos öffnete ich die Fenster im Bad und sagte mit ruhiger und überzeugter Stimme: “Schrei lauter, Moritz von gegenüber kann Dich noch garnicht hören! Da musst Du schon noch etwas lauter schreien!” Etwas ungläubig und verblüfft schauen mich zwei große, braune Augen an. Das Schreien und der Kampf scheinen nun nicht mehr interessant zu sein. Ich stelle mir vor was in seinem Kopf wohl gerade vorgeht und schmunzle in mich hinein…
Als Coach und Papa empfehle ich Ihnen einfach mal etwas ver-rückendes zu versuchen, um festgefahrene Auseinandersetzungen neu zu sortieren.
Es ist wunderbar, verrückte Ideen umzusetzen und verrückte Dinge zu tun… verrückt sein, um zu ver-rücken.
Versuchen Sie es selbst! Wenn das Kind schreit und sich nicht beruhigen lässt
- öffnen Sie ein Fenster und animieren Sie ihr Kind, noch lauter zu schreien
- schreien und toben Sie einfach mal mit
- fangen Sie an ein Lied singen oder sagen Sie ein Gedicht auf
Wenn das Kind sich nicht anziehen möchte
- nehmen Sie es mit im Schlafanzug in den Kindergarten
- erklären Sie den Tag zum Kinderdürfenheutebarfußlaufentag und gehen Sie kommentarlos schon mal zum Auto
Wenn ihr Kind kein Gemüse, sondern nur die Pommes essen mag
- “verordnen” Sie eine Pommes Diät: “Gemüse darfst du erst wieder essen, wenn Du die Pommes aufgegessen hast!”
Seien Sie kreativ!
Der menschliche Willen ist bisweilen wie ein Esel, der einfach nicht in den Stall gehen will, so sehr der Bauer auch zieht und schiebt. Die einzige Möglichkeit, ihn in den Stall zu bewegen, ist ein Ziehen in die entgegengesetzte Richtung. Erst der Widerstand führt zum Erfolg.
Wenn Sie ähnliche, erfolgreiche Methoden in Ihrer Erziehung angewendet haben, freue ich mich über eine Rückmeldung per Mail oder einen Kommentar zu diesem Artikel.
Kommentar zum Artikel
Danke für die Mühe, die Sie gemacht haben, um das alles zusammenzutragen und aufzuschreiben. Viele Grüße und macht weiter so.
Lg Tren
Trenvay am 15. October 2017 um 22:39
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar und JA, ich mache weiter so!
Tom Bieth am 17. October 2017 um 18:29
Hallo! Diesen Begriff (P. I.) kannte ich vorher noch nicht, habe aber auch schon kräftig mit Quatsch gemacht oder mich wie eine Pippilotta verhalten, wenn mein Sohn (9) mich an meine Grenzen brachte. Um uns herum hält uns dann jeder für völlig bekloppt. Gerade in diesen Corona-Tagen sage ich mir immer wieder: “Halte durch!”
Vielen Dank für Ihre erfrischenden Ideen!!
VG
Steffi
Steffi am 3. April 2020 um 15:13
HalloTom,
Ich hatte eine Situation als Lehrer in einer 5.Klasse.
2 Schüler beschwerten sich massiv über eine Kollegin die ebenfalls im Unterricht war.
Ich intervenierte so: „also jetzt hört ihr bitte auf, jeder hat gute und mal nicht so gute Tage, ihr geht jetzt zurück auf eure Plätze, du A. los zurück.. als Unterstützung meiner Worte fasste ich A. freundlich aber bestimmt an der Schulter und drehte ihn mit sanftem Druck in Richtung seines Platzes, worauf der Schüler leicht protestierend einen Kommentar sagte wie folgt. : Also Herr F. Sie haben mich geschlagen…. Ich antwortete übertrieben und humorvoll : ja ich darf das, andere Lehrer nicht….der Schüler verstand und die Situation war gelöst.
Würden Sie das als paradoxe Intervention bezeichnen? Über eine Antwort freue ich mich…
Mit freundlichen Grüßen
Feichtl
Elke Feichtl am 7. July 2022 um 15:17
Hallo. Bei meinen beiden Söhnen hat diese Vorgehensweise damals wunderbar geklappt. Bei Wutanfällen habe ich mitgeschrien oder sie aufgefordert lauter zu schreien, da sie sonst keiner hört. Das funktionierte bis zur frühen Pubertät. Da haben sie mich durchschaut. Mittlerweile sind sie Mitte 30 und haben selbst Kinder 😀
Gudrun am 24. February 2023 um 07:38